Qualitätvolle kulturelle Bildung im Ganztag
Ganztägiges Lernen ist in Deutschland noch immer ein vergleichbar neues Feld. Vom verpflichtenden, gebundenen Ganztag bis hin zum offenen Ganztag als einem zusätzlichen, freiwilligen Angebot gibt es verschiedene Ausformungen. Der Rechtsanspruch auf schulischen Ganztag bietet die Chance, ein qualitativ hochwertiges kulturelles Angebot im Ganztag zu gestalten. Damit kann ein ganzheitlicher Lernprozess bei Schülerinnen und Schülern angestoßen werden, der ihre Bildungs- und Entwicklungschancen nachhaltig verbessert.
Um ganzheitlich zu lernen, brauchen Kinder und Jugendliche neben formaler auch Angebote non-formaler Bildung. Dabei tragen kulturelle Bildungsangebote maßgeblich zur Weiterentwicklung kognitiver Fähigkeiten, ebenso wie zur Ausformung von Sozialkompetenz und Persönlichkeit bei. Im Hinblick auf bestimmte Sozialmilieus können sie kompensatorische Wirkung entfalten. Ziel muss deshalb sein, möglichst allen Kindern regelmäßig kulturelle Bildungsangebote im Ganztag zu ermöglichen, unabhängig vom sozialen Status der Kinder und ihrer Familien oder der jeweiligen finanziellen Situation in der betreffenden Kommune.
Derzeit ist allerdings die Wirklichkeit von einer strukturell nachhaltigen Verankerung der kulturellen Bildung im Ganztag noch entfernt. Zwar beteiligen sich Bildungsträger der Kultur aktiv am Ganztag. Die bloße Betreuung der Kinder bildet allerdings noch einen wesentlichen Bezugspunkt. Hinzu kommt, dass der Ganztag bislang ein überwiegend unregulierter Bereich ist. Zwar sieht der Koalitionsvertrag des Bundes die Entwicklung eines einheitlichen Qualitätsrahmens im Ganztag vor. Der Weg hierzu ist allerdings noch nicht beschlossen, die Eckpunkte kindgerechter Förderung und Bildung im ganztägigen Lernen sind noch nicht verbindlich beschrieben. Auch im Land Nordrhein-Westfalen ist der Stellenwert kultureller Bildung im ganztägigen Lernen noch nicht definiert.
Mit dem vorliegenden Papier soll der Beitrag der kulturellen Bildung zur ganztägigen Förderung von Kindern und Jugendlichen deutlich gemacht und die hieraus resultierenden qualitativen Anforderungen an die kommunale Kultur- und Bildungspolitik, aber auch an diejenige des Landes aufgezeigt werden. Es versteht sich insofern auch als ein Beitrag zur Entwicklung eines verbindlichen Qualitätsrahmens im Ganztag.